Die „5x Warum“-Fragetechnik

Die „5x Warum-Fragetechnik“ oder auch 5 Why-Methode zielt darauf ab, die Ursache für ein Problem zu bestimmen. Dies kommt aus dem Qualitätsmanagement und wird eigentlich bei der Fehleranalyse eingesetzt. Das Prinzip ist relativ einfach: Auf ein Problem wird die Frage gestellt, warum es so ist, wie es ist. Auf die darauffolgende Antwort wird ebenfalls gefragt, „Warum?“. Dies wiederholt sich so lange, bis man 5 mal diese Frage gestellt hat und dann (hoffentlich) bei der Ursache des Problems angekommen ist.

Einsatz in der Lebensberatung

Vielleicht kennst du es ja, dass du zum Beispiel die Ursachen des Verhaltens eines Menschen verstehst, aber dass diese Einsicht das Problem nicht löst. Oder du weißt sogar bei dir selbst, warum du dieses oder jenes Verhalten an den Tag legst, dass dir sogar Schwierigkeiten bereitet, aber kennst keine Lösung.
Systemisch-lösungsfokussiert ist die Methode somit scheinbar gar nicht, denn hier wird gezielt auf die Probleme und Ursachen geguckt. Vielleicht mache ich mich damit in Fachkreisen sogar unbeliebt, da in meiner Weiterbildung gelehrt wurde, dass wir das Wörtchen „Warum“ am besten aus unserem Vokabular streichen sollen.

Dennoch mag ich die Methode, da es bei ihr schnell vom Oberflächlichen ins Tiefe geht. Und wenn „gute“ Warum-Fragen gestellt werden, die beispielsweise zu einem Bedürfnis hinter dem Problem führen, kann man weiterarbeiten, indem man schaut, wie das Bedürfnis (anders) erfüllt werden kann.

Beispiel

Ich bin sauer auf meine Frau, weil sie mich immer bevormundet!
Weil ich auch etwas zu sagen habe und meine Frau auch nicht immer Recht hat!

Na, ich bin doch ein eigener Mensch mit eigener Meinung und so weiter und meine Frau soll mich auch mal zu Wort kommen lassen!

Also bitte, sie soll mich ja auch hören; mir zuhören.

Na, damit ich mich wertgeschätzt fühle.

Weil ich gesehen werden will als der Mensch, der ich bin.

Warum (macht dich das so sauer)?

Warum (hast du auch etwas zu sagen)?

Warum (soll deine Frau doch auch mal zu Wort kommen lassen)?

Warum soll sie dir zuhören?

Warum möchtest du wertgeschätzt werden?

Dann kann das Bedürfnis des Gesehen-werdens und der Wertschätzung betrachtet werden. So würde ich hier erarbeiten, wo die Person sich bereits gesehen und gewertschätzt fühlt oder wie die sich das Bedürfnis anders erfüllen kann.

Alternativen

Auf Manche kann diese Art der Fragen provokativ wirken oder auch schlichtweg dazu führen, dass das Problem und die Ursachen analysiert werden, aber keine Lösung gefunden wird. Daher möchte ich eine Alternative aufzeigen, die jedoch genauso provokativ wirken kann:


„Wozu ist das gut?“

Bei dieser Frage liegt der Fokus darauf, das Gute im Schlechten zu finden. Wenn du vor einer Herausforderung oder gar in einer Lebenskrise stehst, geht es dabei darum, zu schauen, was daran gut ist. Welchen Herausforderungen musst du dich jetzt stellen? Was kannst du lernen? Wie macht dich das stärker?
Dies sind nur einige Fragen, die wertvolle Impulse bieten können.

Eine kleine Geschichte möchte ich in diesem Zusammenhang unbedingt mit dir teilen:
Ein Unternehmer war hoch verschuldet und wusste nicht mehr, wie er weiterleben sollte. Sein Coach teilte ihm mit, dass die Schulden für etwas gut sind. Der Mann entgegnete verwirrt, dass er sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wofür Schulden in Millionenhöhe gut sind. Da antwortete der Coach nur, dass er das auch nicht wisse, die Zeit es aber zeigen wird. Der Mann kam einige Jahre später zu seinem Coach zurück und erzählte ihm stolz, dass er nun das Gute in den Schulden entdeckt hat: Er musste sein Leben komplett auf den Kopf stellen und alles erdenkliche tun, um so viel Geld zu verdienen, dass er die Schulden zahlen konnte. Nun sei er ein reicher Mann, der mit Geld umgehen konnte und das war ihm nur durch die Schulden möglich.

Fazit

Viele Wege führen nach Rom. Daher funktioniert nicht jede Methode bei jedem Menschen. Manchmal findet man schnell den passenden Weg für sich und manchmal dauert es etwas länger. Und oft hilft es auch nur, nach Wegen zu suchen, da in diesem Prozess bereits Erkenntnisse freigesetzt werden können.
Und man darf sich auch unkonventioneller Methoden bedienen oder Methoden aus anderen Bereichen „leihen“ und auf die Beratung übertragen. Denn das fördert die Vielfalt.

5 Gedanken zu „Die „5x Warum“-Fragetechnik“

  1. Liebe Jenny,
    danke, dass du diese Methode hier vorstellst und gleich mit Beispielen untermauerst.
    Ich mag diese Methode genau aus diesem Grund: weil sie uns oft zu den darunter liegenden Bedürfnissen führen.
    Es lohnt sich auch, die Technik bei sich selbst anzuwenden, um das eigene Verhalten zu reflektieren.

    Liebe Grüße
    Danielle

    Antworten

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